... und dem Herz in der Hose klingelte ich 1993 bei einer Münsteraner Werbeagentur. Die Tür wurde geöffnet – etwa 20 Zentimeter: „Ja bitte?“ hörte ich, ohne jemanden im Türspalt zu sehen. „Ich bin auf der Suche nach einem Praktikumsplatz!“ „Haben wir nicht.“ Rumms.
Was ist das für eine geheimnisvolle Branche, die einen nicht mal bis zum Empfangstresen kommen lässt? Da wollte ich rein. Wollte auch so was wie die Tequila-Werbung machen und herausfinden, welch mystische Dinge und sagenhaft kreative Menschen sich hinter den Türen von Werbeagenturen verbergen.
In den folgenden Jahren wurde mir zumindest klar, was man neben Leidenschaft und Talent braucht, um ein guter Texter zu werden: einen Mentor, gute Lehrer, tolle Kollegen und herausfordernde Aufgaben.
Mein Mentor war Ulrich Tillmanns, der mich als Greenhorn vom ersten bis zum letzten Tag bei Ogilvy förderte. Von Marie Thillmann, Hendrik Rapsch, Frank Berger und Harald Breidenbach lernte ich, gute von sehr guten Ideen und gute von sehr guten Texten zu unterscheiden. Und jeweils letzteres aufs Papier zu bringen. Mit Martin Bauermeister, Dunja Liebmann, Guido Schneider und Rene Tillmann erlebte ich, dass man nicht nur richtige und gute Werbung machen kann, sondern auch „richtig geiles Zeug“, wie Stefan Zschaler uns mal bescheinigte.
Zementwerke, Microcontroller, Langzeitarbeitslose: Meine ersten Aufgaben waren trocken, uninspirierend, langweilig? Nichts davon! Ich hatte Freude daran, fremde Welten kennenzulernen und zu erkennen, wie man mit Ideen erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen verkaufen kann. Bis heute sind es diese Herausforderungen, die mir am meisten Spaß machen. Wobei ich natürlich jederzeit auch einen Auftrag für Sierra Tequila annehmen würde.